
Bild: Elsbeth Ziegler
Test der GNZ (Donnerstag, 29. Februar 2024) Spessart
Traditionelles Heringsessen des SPD-Ortsvereins Bad Orb im Heidekrug
Es gab Saures bei den Kurstadt-Genossen
Bad Orb (ez). Zum traditionellen Heringsessen des SPD-Ortsvereins Bad Orb fanden sich
Mitglieder und Gäste im „Heidekrug“ ein. „Für uns als SPDler im Main-Kinzig-Kreis lagen im
letzten Jahr Freud und Leid dicht beieinander“, erklärte der Vorsitzende Dr. Olaf Neuschaefer-
Rube. „Wir haben Thorsten Stolz bei seiner Bewerbung für eine zweite Amtszeit als Landrat
tatkräftig unterstützen können.“ Trotz guten Einsatzes im Wahlkampf für den SPD- Landtags-Kandidaten Rainer Schreiber habe es für diesen nicht gereicht.
Sorge bereitet Dr. Neuschaefer-Rube die Tatsache, dass die hessische SPD das schlechteste
Ergebnis in der Nachkriegsgeschichte erzielte, abgeschlagen hinter der AfD. Er ging auf den
Angriffskrieg gegen die Ukraine ein, der nun in das dritte Jahr ging, sowie auf den Hamas-
Angriff auf israelische Bürger, die Morde von Hanau und auf den Anschlag in Wächtersbach.
Überhaupt befinde sich die Welt an einem Scheidepunkt der liberalen Demokratie. In
mehreren Ländern spüre man den eisigen Wind der „neuen Rechten“. Nach den Recherchen
zum Treffen in Potsdam gingen nun seit Wochen die Menschen für Demokratie auf die
Straßen und zeigten, dass sie für Hass und Hetze nichts übrighätten und die Demokratie
tatkräftig schützen wollten. Sie zeigten die Zuversicht, die die Demokratie wehrhaft mache
und entlarvten die Strategie der AfD, die eben nicht die „Stimme des Volkes“ sei, auch wenn
sie dies gerne von sich behaupte. Gerade die Remigrations-Debatte mit der Idee der gewaltsamen Deportation von Menschen zeige das wahre Gesicht. „Deutschland und Hessen aber sind bunt und vielfältig. Das war schon immer so.“ Und das wollten auch die Menschen auf Hessens Straßen zeigen. Der Ortsvereinsvorsitzende ermutigte die Anwesenden, diese gesellschaftliche Bewegung weiter aufrechtzuerhalten. „Geht weiter auf die Straße, lasst nicht nach. Lasst uns weiter ein Zeichen für unsere soziale Demokratie setzen und Hass und Hetze mit friedlichen Mitteln bekämpfen.“ Er zeigte sich sicher, dass die Demonstrationen eine mächtige Wirkung zeigen werden. Antworten der AfD seien Arbeiten bis 70, die Reichen entlasten und alle, die ihnen nicht passten, einfach aus Deutschland vertreiben. Damit würden Ängste weiter geschürt. „Unsere Antwort heißt stattdessen Sorge, Sorge um und für die Kleinsten, Sorge um Menschen mitten im Arbeitsleben und Sorge um gute Absicherung samt gerechter und ausreichender Renten im Alter, die einen sozialen und pflegetechnisch bezahlbaren Lebensabend ermöglichen.“ Die Beteiligung an den Regierungen sei für die SPD eine Chance, unter Beweis zu stellen, dass man Forderungen auch aktiv umsetzen könne. Die SPD fordere nicht nur Vielfalt und Diversität. Dass sie sie tatsächlich auch lebe, machte er anhand von Beispielen deutlich. Weiterhin sorgte er sich um Fachkräftemangel oder den Mangel an Auszubildenden, dem jedoch Millionen von jungen Menschen ohne Berufsabschluss gegenüberstünden. Das könne man nicht einfach akzeptieren. Es brauche gerade jetzt die SPD. „Es braucht die Partei für Arbeit, für gute Löhne und für eine gute soziale Absicherung.“ Als Gast nahm Andreas Hofmann, Bürgermeister von Ronneburg, Vorsitzender der SPD Main-Kinzig und offizieller Kandidat der SPD für das Amt des Ersten Kreisbeigeordneten, am Heringsessen teil. Mit „Liebe Freunde“ begrüßte er die Anwesenden und freute sich auf und über einen gemütlichen und geselligen Austausch mit einem „aktiven Ortsverein“. Wie auch schon der Ortsvereinsvorsitzende, griff er aktuelle Themen auf. „Unglaublich“ fand er die Remigrations-Gedanken überhaupt, ebenso dass die AfD die Schaffung einer Planstelle für einen „Remigrations-Beauftragten“ für den Main-Kinzig-Kreis wünsche. Dammbrüche sondergleichen zeichneten sich ab. Die demokratischen Parteien müssten die Menschen zurückgewinnen. „Wir stehen für die Würde des Menschen, Versammlungs- und Pressefreiheit.“ Das Grundgesetz habe große Bedeutung und müsse auch im Herzen getragen werden. Hofmann warb für ein Bekenntnis gegen den Rechtsextremismus: „Zeichen setzen, zusammenstehen. Macht entsprechend mit, geht zu Demos. Wir müssen die
Demokratie verteidigen und bewahren. Wir brauchen euch. Wir machen Politik für die
Menschen.“ Die Kommunen seien die Basis der Demokratie. Wichtig sei auch die Europawahl.
Europa dürfe man nicht kaputt machen lassen, sagte er. „Europa ist ein großer Teil unserer
Freiheit.“ Weiterhin sprach Hofmann über die Verdienste und Fußstapfen von Susanne
Simmler als scheidende Erste Kreisbeigeordnete und seine Bewerbung und Nominierung.
Ihm liege der Arbeitsmarkt am Herzen, die Weiterentwicklung des Kreises als
Wirtschaftsstandort, Migrations- und Flüchtlingsarbeit, Behebung des Fachkräftemangels,
Pflegemöglichkeiten, Gesundheits- und Sorgekultur.
Im Gespräch machte die sozialdemokratische Stadträtin Annemarie Meinhardt kritisch
deutlich, dass es nicht für alle Interessierten einfach sei, politische Ämter anzustreben, weil
für die meisten der Arbeitsplatz verloren sei und nicht freigehalten werde, wenn sie nach
einem eventuellen Ausscheiden oder Scheitern kein hauptamtliches politisches Amt mehr
wahrnehmen könnten. Ein Rückkehrrecht, wie im öffentlichen Dienst, fehle. Aber wenn diese
Menschen nicht mehr kandidierten und für ihre Mitbürger streiten könnten, dann fehle ein
ganz wesentlicher Bestandteil der Basis.











